Ein Heimatbote klopft heute an Eure Tür und bringt Euch, auch Euch Schlettauern, die Ihr fern von der Heimat Euch niedergelassen habt, die herzlichsten Grüße aus der Heimatstadt, von dem Orte, der gewiß schon so manchmal der Tummelplatz Eurer Träume und das Ziel Eurer Sehnsucht gewesen ist. Wir haben es alle erfahren, wie wohl Heimatgrüße den Menschen berühren, wie sie umso herzerfrischender sind, wenn in der Fremde graues Gewölk uns den Sonnenschein verdunkeln will und Regenstimmung auf der Seele lastet.
Was wir wollen, indem wir den Heimatboten hinaus in die Welt senden?
Ihr habt gewiß schon gehört, daß wir im nächsten Jahre, will’s Gott, ein großes Heimatfest feiern wollen. Da sollen sie wieder einmal alle nach dem lieben alten Gebirgsstädtchen kommen, alle, die hier geboren, die hier gewohnt und sich hier glücklich gefühlt haben und noch von den Erinnerungen zehren, die heitere und bedeutsame Lebensstunden in ihrer Seele zurückgelassen haben.
Der Bote will Euch mahnen, daß Ihr Euch allmählich zur Heimatfahrt rüstet, und will Euch, indem er allerlei von der Heimat erzählt, die Schläte wieder lieb und wert machen. Er will Euch immer von neuem ins Gewissen reden, daß es auf Gottes weiter Erde keinen schöneren Ort gibt als den Heimatsort.
„Vergiß mir fei de Hameet nich“, so hat der heimische Dichter gesungen; dieselbe Sprache will auch der Heimatbote führen, nur noch viel zäher und eindringlicher soll es klingen.
Er will Mitte jeden Monats einmal zu Euch kommen, zu Euch in die Ferne und zu Euch, die Ihr in der engeren Heimat wohnt. Für jeden wird er etwas Besonderes bringen, das ihn für jeden lesenswert macht. Wir hoffen, daß Euer „Willkommen“ ihm dann immer freudiger entgegenklingen wird.
Zwar soll der Heimatbote zunächst das große Heimatfest in Euern Gedanken und Herzen vorbereiten, aber wir möchten voraussehen, daß der Bote bis dahin Euch so lieb und wert geworden ist, daß Ihr ihn auch nach dem Feste nicht mehr missen wollt.
Und eine Bitte! Wer von Euch dem Boten etwas anvertrauen möchte, der ist als Mitarbeiter herzlichst eingeladen. Es sollen viele Schlettauer und Altschlettauer hier zu Worte kommen und das Heimatgefühl pflegen helfen durch Beiträge, durch lustige Plaudereien und anheimelnde Berichte über Erlebtes und Erlauschtes.
So schicken wir den Heimatboten hinaus erstmals in alle Welt und geben ihm ein echt erzgebirgisches „Glück auf!“ mit auf den Weg.
Schlettau, den 15. September 1925.
Für den Verlag:
Tageblatt „Annaberger Wochenblatt“
Hauptzeitung des Obererzgebirges
Für die Schriftleitung:
Klubescheidt, Thomas,
Schlettau i. Erzgeb.
Schlettauer Heimatblätter. 1. Jahrgang, Nr. 1 v. 15. September 1925, S. 2