Anläßlich des am Sonntag hier stattgefundenen Gustav Adolffestes trug der Turm unserer alten, ehrwürdigen St. Ullrichskirche reichen Flaggenschmuck. Auch die Kirche hatte Festgewand angelegt. An den Kirchtüren boten grüne Tannen ein sinniges Willkommen, und der Altarplatz prangte in herrlichem Blumenflor. Die Festfolge begann mit einem Festkindergottesdienst vormittags ½10 Uhr; der von unsern kleinen Kirchgängern außerordentlich stark besucht war. Auch aus einigen Nachbarorten waren Kinder mit den Helferinnen erschienen. Es lag auf der Hand, daß bei diesem Kindergottesdienst die Geschichte des Gustav Adolf-Vereines zum Gegenstande der Unterredung genommen wurde. Nachmittags 3 Uhr riefen die Glocken zum Festgottesdienst. Trotz des prächtigen Sonntags- und Ausgehwetters war die Kirche dicht besetzt, der beste Beweis, daß man in Schlettau für die edle Sache des Gustav Adolfvereins noch etwas übrig hat. Als Festprediger hatte sich Herr Pfarrer Primarius Rienhardt aus Zittau zur Verfügung gestellt, der es verstand, die andächtige Gemeinde in die Tiefen der Gustav Adolf-Stimmung hineinzuführen, die Gustav Adolf-Pflicht einem jeden Herzen nahezuführen und die Augen zu der Höhe zu lenken, von der aus alle Adolf-Arbeit ihren Segen finden muß. Herr Kantor Fischer leitete den Gottesdienst mit dem Orgelvorspiel G-Moll von J. S. Bach stimmungsvoll ein, mit seiner wackeren Sänger- und Sängerinnenschar trug er im wesentlichen zum künstlerischen Ausbau der Gottesdienstfolge bei. Im Anschluß an den Festgottesdienst fand im Schützenhaus die übliche Nachversammlung statt, die der derzeitige Vorsitzende des Annaberger Zweigverein des Gustav Adolfvereins, Herr Superintendent Hanitzsch, leitete. Im Willkommengruß gab er seiner Freude Ausdruck, daß der Verein heute in den gastlichen Mauern Schlettaus tagen könne, er dankte allen, die zum Gelingen des Jahresfestes beigetragen, dem Festprediger in der Kirche, dem Festredner im Saale, dem Liedermeister, dem Ortspfarrer für sein Bemühen um den Ausbau der Festfolge, und gab dann einen kurzen, aber gut orientierten Ueberblick über die Arbeit, über die Ziele des Gustav Adolf-Vereins, dessen Aufgaben immer größer und umfassender geworden sind. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die evangelischen Glaubensbrüder in der Zerstreuung, die evangelischen Gemeinden in der Diaspora zu unterstützen, daß sie in ihrem Glauben stark bleiben können. Er baut
(Fortsetzung in Nr. 2)
Schlettauer Heimatblätter. 2. Jahrgang, Nr. 1 v. 15. September 1926, S. 12